© Max Godard
© Universal Edition 1968Electre
Electre
regards

Mit dem Tod Henri Pousseurs verliere ich einen lieben Freund und einen wunderbaren Gesprächspartner. Ein fast zehnjähriger kontinuierlicher Dialog mit einem hochgebildeten und vielseitigen Kollegen wurde endgültig beendet. Pousseur war einer der bewußtesten und bis ins Detail seine Mittel reflektierender Künstler, dem ich begegnet bin. Er war dem seriellen Chromatizismus entkommen, indem er die individuelle Qualität der Intervalle auf eine neue Weise entdeckte. Unser Dialog ging in erster Linie um die Frage nach neuen Strategien in der konkreten Arbeit mit den Intervallen.

Sein anspruchsvolles und manchmal zur Sprödigkeit neigendes kompositorisches Werk müsste, besonders was die mittlere Periode angeht, dringend einer größeren Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Wann wird es endlich einen Regisseur geben, der „Votre Faust“ gewachsen ist?

Eines seiner letzten Werke durfte ich mit dem SWR-Orchester noch in seinem Beisein uraufführen, das langgeplante Porträt-Konzert mit dem Ensemble modern wird im April ohne ihn stattfinden. Ich werde ihn nicht vergessen, und die Musikwelt darf ihn nicht vergessen.

Hans Zender

April 2009

Avec l'amaible autorisation des éditions Suivini Zerboni